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Daß auch Balgstedt und Größnitz in jenen Tagen viele Truppen teils durchmarschieren sahen, teils beherbergen mußten, versteht sich von selbst. Am Sonnabend, den 5. November 1757 erfolgte sodann die denkwürdige Schlacht bei Roßbach, welche besonders durch Generalmajor von Seydlitz, der mit seinen Reitern hinter dem Janushügel hervorbrach, entschieden wurde. In 2 - 3 Stunden hatte Friedrich der Große über Franzosen und Reichsarmee einen glänzenden Sieg erfochten. In wilder Flucht wälzten sich die geschlagenen zum Unstruttale herab und flüchteten über die Brücken bei Carsdorf, Burgscheidungen, Laucha, Zeddenbach und Freyburg.
An letzterem Orte kamen bereits abends 6 Uhr die ersten flüchtigen Reiter an. Ihnen fogte in der Nacht darauf und am nächsten Morgen die zerstreute Infanterie. Auch Größnitz und Balgstedt wurden am Sonntag, den 6. November, von den Flüchtlingen überschwemmt und ausgeplündert. In Größnitz drangen sie in die Kirche und raubten 1 zinnenes Taufbecken nebst Taufkanne, 1 großen Zinnernen Altarleuchter, 1 Altarbekleidung, 1 Klingelsäcklein, das Zimbelbuch (Musikbuch) zerissen sie in Stücke.
In Balgstedt brachen sie die Kirche gewaltsam auf, ohne aber etwas zu entwenden. Dagegen plünderten sie das Pfarrhaus, wobei dem Pastor Johann Jakob Singer nach seiner eigenen Zusammenstellung folgendes Geraubt wurde:
14 Taler 12 Groschen bares Geld, 3 starke silberne Löffel, 2 silberne Tischmesser mit Perlmutterschmelz, 11 zinnene Tischmesser, 3 zinnene Schüsseln, 1 zinnener Suppennapf, 1 große geschliffene Kaffeekanne, 1 geschliffene Milchkanne, 1 große Teekanne, 1 ganz neues Lavor mit Zubehör, 1 Barbierbecken, 1 Plattglocke von Messing, 1 Pristerrock von drap de Dame, 1 ganz neue Kleidung, Rock und Weste, 1 Kapuziener von Roquelor, 1 Contusche von halbseidenem grünen Zeug, 1 Contusche von gestreifter Leinwand, 1 Contusche von Cannefaß, 1 grünen Zeugrock, 1 ganz neues Leibchen, 1 guter Castohut, 1 alte schwarze Pelzperücke, 1 paar alte schwarze Gamaschen, 2 Paar Handschuhe, rauher Pelzmuff, 3 Paar Leinene Vorhänge an die Fenster, 1 ganz neues Tischtuch von Zwillich, ½ Dutzend Servietten, 2 neue Handquehlen (Handtücher) von Zwillich, 2 ganz neue Bettüberzüge von gutem Zwillich nebst Betttüchern, ½ Dutzend Überschläge, ½ Dutzend gute neue Leinwandschürzen, 3 Halstücher von Nesseltuch, 7 Hemden von Flachsener Leinwand, 12 Ellen gutes Taffetband, 3 Troddelmützen, 8 Eimer guter Wein, 1 Tonne Bier, 20 Scheffel Hafer, für 6 Taler Heu und Grumt (2. Heuschnitt) , 40 Kannen ausgesottenes Pflaumenmuß, 2 Metzen getrocknete Pflaumen, 10 Kannen Butter, 2 Schock Käse, 36 Kannen Milch, 14 Pfund Rindfleisch, 3 fette Gänse, ½ Speckseite, 5 Kugelbüchsen und Flinten, 1 guter Stubenschrank mit 2 Türen, 1 Stubenschrank mit einem Aufsatz, 1 kleiner Stubenschrank, 1 Brotschrank, diese 4 Schränke sind zerschmissen und unbrauchbar gemacht, 8 steinerne Wasserflaschen, 9 gläserne geschliffene Flaschen, 16 große Bierflaschen, 6 kleine Bierflaschen, 2 Dutzend Kochtöpfe, 2 Äxte, 1 Beil, 1 Eimer, 1 Gelte, 5 Paar Tischmesser, Summa an Wert 214 Taler 10 Groschen 8 Pfennige, dazu für 6 - 8 Taler ruiniertes Holz und die Verluste des im Pfarrhause anwesenden Schwiegersohnes und dessn Bruders.
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